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ANSCHRIFTEN

Kirche St. Paulus   Billstedt Öjendorfer Weg 10     22111 Hamburg    www.sankt-paulus-billstedt.de/
Pfarrbüro:   Fr. Heidi Kondzorra     Telefon: 040 - 731  38 35
Öffnungszeiten Büro:    Dienstag, Mittwoch,  Freitag     von 08.30 bis 13.00 Uhr

Kath. Schule St. Paulus
ö
jendorfer Weg 12
22111 Hamburg
Telefon: 731 32 62

Kindertagesheim St. Paulus (Kita)
ö
jendorfer Weg 4
22111 Hamburg
Telefon: 733 02 53

Kath. MÃdchensozialarbeit
Büro im  Gemeindehaus
öjendorfer Weg 10 a
22111 Hamburg
Telefon: 732 49  84



 

Kirche St. Stephanus

Mümmelmannsberg
Oskar- Schlemmer Straße 6 a
22115 Hamburg

Kindertagesstätte St.  Stephanus
Oskar- Schlemmer Str. 6 a
22115 Hamburg

Leiterin:
Fr. Katrin Reggentin
Tel.: 040 - 715 37 64
Fax: 040 - 71007812

 

aESCHICHTE DER  GEMEINDE ST. PAULUS

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zwischen Geesthang und Bille, ungefähr dort  wo heute die Bergedorfer Straße in Höhe der Kreuzkirche verläuft,  entstand in Schiffbek eine Fabrik, welche dem angestiegenen Jutebedarf  im stark expandierenden Hamburger Hafen begegnen sollte:
die  €žNorddeutsche Jute- Spinnerei und Weberei, bald im Volksmund einfach  als die Jute bekannt.

Gemeinsam mit der wachsenden  Industrie-Ansiedlung stieg auch der Bedarf an billigen Arbeitskräften,  der am Ort bei weitem nicht gedeckt werden konnte. So kam es, dass bald  zu der von der Jute angeworbenen Arbeiterschaft auch rund 30 katholische Familien zählten, die im Jahr 1885 aus dem deutschsprachigen Teil  Böhmens und 1886 bis 1889 aus den katholischen Ostgebieten Preußens  zugezogen waren. Die Gruppe der zugezogenen Katholiken wuchs stetig,  denn nach und nach, vom höheren Lohn angelockt, kamen immer weitere  Arbeiterfamilien, größtenteils aus katholischen Ostländern wie Polen,  Schlesien, Böhmen und Ungarn, um sich in der Diaspora Schiffbeks  niederzulassen.

Im Jahre 1862 hatte der verstorbene Arzt Dr.  Julius der Hamburger katholischen Gemeinde einen beträchtlichen Teil  seines Vermögens hinterlassen. Nach den Bestimmungen des Vermächtnisses  sollten die Zinsen dieses Kapitals dazu dienen, die Ortschaften der  Hamburger Umgebung zu missionieren. So kam es, dass der Missionsvikar  Brink im Jahr 1885 in Wandsbek eine katholische Missionsgemeinde gründen konnte. Durch bischöfliche Verordnung desselben Jahres wurden die in  Schiffbek wohnenden Katholiken ihr zugeteilt, obwohl diese für die  Erfüllung ihrer religiösen Pflichten bis zur Kirche eine gute Wegstunde  benötigten.

Große Sorgen bereitete der Pfarrei in Wandsbek der  Religionsunterricht, denn trotz der gesetzlich vorgeschriebenen vier  Stunden, konnte in Schiffbek wöchentlich nur eine Stunde erteilt werden. Pastor Brink erkannte, dass auf Dauer nur die Einrichtung einer  öffentlichen katholischen Volksschule die Missstände beseitigen konnte.  Gemeinsam mit der Schule sollte auch eine Kapelle errichtet werden, da  bei schlechtem Wetter den Gläubigen der weite Weg nach Wandsbek nicht  zuzumuten sei, wie er dem Bischof Dr. Bernard Häting mitteilte.

In Verfolgung beider Ziele erwarb er in Namen des Bischofs für 9.400 Mark  ein geeignetes Grundstück. Der Kaufvertrag mit Herrn Heinrich Wulff,  Anbauer in Havighorst über das 30 h und 87 qm große Grundstück an der  Möllner Landstraße, Ecke Heinrichstraße - der heutige Hertelstieg - kam  am 7. August 1893 zustande und wurde am 1. Oktober des gleichen Jahres  beim Reinbeker Amtsgericht eingetragen.

Am 23. Juli 1894 erfolgte die Grundsteinlegung zu einer Kapelle mit Wohn- und Unterrichtstrakt,  die noch im selben Jahr fertiggestellt werden konnte. Am 2. Februar 1895 erhielt Pastor Brink die bischöfliche Vollmacht, die Feier des  Gottesdienstes in Schiffbek mit der Benediction der Kapelle zu eröffnen. Seinem Wunsch entsprechend sollte sie dem heiligen Apostel Paulus  geweiht und unter seinen Schutz gestellt werden. Am gleichen Tag wurde  vom Bischof in einem besonderen Schreiben auch die Vollmacht erteilt,  das allerheiligste Sakrament unter Berücksichtigung der allgemeinen  Vorschriften dort aufzubewahren. Weiterhin erweiterte der Bischof im  Juli 1895 die liturgischen Rechte. Die Kirchenbücher für Schiffbek  wurden jedoch noch bis Ende 1905 in Wandsbek geführt. Aber Schiffbek  hatte vom Februar 1895 an eine eigene Kapelle, in der jeden Sonntag und  Donnerstag ein Geistlicher aus Wandsbek die heilige Messe feiern konnte. Das Allerheiligste blieb ständig im Tabernakel.

Mit Kaplan  Richard kam 1901 erstmalig ein eigener Geistlicher nach Schiffbek. Im  Jahr 1905 folgte ihm Kaplan Woltermann und 1907 Kaplan Tegeder. Die  stetig wachsende Zahl der Gläubigen führte dann dazu, dass Schiffbek mit Wirkung vom 1. April 1911 zur vollberechtigten Pfarrgemeinde erklärt  wurde. Erster Pfarrer und bedeutender Organisator unserer Gemeinde wurde Pfarrer Hermann Jansen. Er war von April 1911 bis November 1922  Schiffbeks Pastor und bemühte sich hier besonders um den Ausbau einer  lebensfähigen Pfarrgemeinde. Für sein priesterliches Wirken bot sich ein arbeitsreiches Feld, denn seine Pfarrei umfasste eine Fläche von etwa  500 qkm. Ein täglicher Gottesdienst konnte nur in Ahrensburg - in einer  dort neuerrichteten Missionsstation, gehalten werden, denn zeitlich  waren die Wege nach Schiffbek und zurück einfach nicht zu schaffen.

Bis 1914 war die Zahl der Katholiken in Schiffbek auf ca. 5.000  angewachsen, und so wurden Pfarrer Jansen zunächst Kaplan Rickermann,  der aus Wandsbek zur Hilfe kam, und ab 1915 Vikar Schnieders (der ab  1923 Pfarrer in Schiffbek werden sollte) zur Seite gestellt.

Aufgrund der stark anwachsenden Gläubigerzahl erwies sich die kleine Schiffbeker Kapelle immer mehr als unzulänglich, denn sie konnte häufig nicht alle  Gottesdienstbesucher fassen, obwohl dort an jeden Sonntag drei heiligen  Messen abgehalten wurden. Deshalb verfolgte Pfarrer mit Unterstützung  des Bischofs Hubertus Voß von Anfang an den Plan eines eigenen  Kirchenbaus.

Der Standort der zu errichtenden Kirche wurde unter  Berücksichtigung des allgemeinen Bebauungsplans und mit prophetisch in  die Zukunft gerichtetem Blick ausgewählt. Zum 1. Oktober 1912 erwarb die katholische Gemeinde das Bahrsche Grundstück am Öjendorfer Weg (wo  heute unsere Kirche steht). Die Finanzierung des Baupreises von 50.000  Mark erfolgte hauptsächlich durch Zuwendungen des Bonifatiusvereins und  durch einen zinslosen Kredit über 30.000 Mark von der Kirchengemeinde  Osterkappeln. Die Verpachtung des Grundstückes in 63 Parzellen sollte  dazu beitragen, das nötige Baugeld aufzubringen. Der Erste Weltkrieg und dessen Folgen verhinderte jedoch die unmittelbare Fortführung des  Kirchenbauplanes. Es mussten noch weitere fünfzehn Jahre vergehen, bis  die Pläne in die Tat umgesetzt werden konnten.

Am 1. März 1923  wurde Herrn Pastor Johannes Schnieders die Kirchengemeinde übertragen,  in der er schon seit 8 Jahre als Vikar tätig war, und ab 1. April 1923  stand ihm zur Seite Vikar Heinrich M. Schulte, der später im 1938 als  Pfarrer sein Nachfolger werden sollte.

Die Billstedter Kirche  von Sankt Paulus entsteht:

Die wachsende innere Kraft der  katholischen Gemeinde Billstedt, die noch bis zu diesem Jahr  Pfarrgemeinde Schiffbek hieß, fand endlich seine große Bestätigung im  1929, mit dem Bau der seit langem herbeigesehnten Kirche, denn Pfarrer  Schnieders, mit seinem starken Glauben an die Vorsehung und mit seiner  unbändigen Führungskraft, hatte den dazu gefasste Entschluss endlich in  die Realisationsphase einleiten können. Nach nur acht Monaten Bauzeit  war die St. Paulus Kirche vollendet und am 24. November des Jahres 1929  konnte sie geweiht werden.

Die im Bauhaus-Stil neuerbaute  geräumige Kirche muss - nach der Enge der alten Kapelle, wie eine  Erlööösung auf die Gläubigerseelen gewirkt haben. Der Neubau umfasste  außer Kirchkörper und Glockenturm auch Sakristeiflügel mit Pfarrhaus,  Versammlungsräume und Schwesternhaus. Auch diese kirchlichen Nebenbauten zeichneten sich durch gestalterische Klarheit aus und dokumentieren  heute ein Stück der Bauhauszeit; auch städtebaulich gilt dieses frühe  Gemeindezentrum sicherlich als einer der wenigen Marksteine in  Billstedt.

Noch fehlte für die musikalische Untermalung der  kirchlichen Feiern ein richtiges Instrument, denn dazu hatte das enge  Baubudget nicht gereicht. Doch gegen Ende des Jahres 1932 schenkte die  Muttergemeinde Wandsbek ihre alte Orgel der Tochter St. Paulus. In  wochenlanger Arbeit konnte diese Orgel unter Anleitung eines Fachmannes  aus Osnabrück renoviert und aufgebaut werden. Am 1. März 1933 konnte das erneuerte Instrument der Gemeinde übergeben werden und ihr Klang  erfüllte über 30 Jahre lang - bis zum Herbst 1964, unsere Kirche.

Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg:

Das schmucklose Innere der Kirche wandelte sich im Laufe der Jahre. Eine Kommunionbank wurde  eingebaut und 1933 die Marienstatue aufgestellt. Sie war eigens für  unsere Kirche von dem Bildhauer C. Walter in München erschaffen worden.  Bald folgten die Figuren des Bruders Konrad und Hl. Antonius. Der  Chorraum, bisher nur mit einem schlichten Kreuz geschmückt, wurde  ausgemalt. Eine farbige Christkönigsfigur blickte ab 1937 auf die  Gemeinde.

Ein besonderes Anliegen des Pfarrers Schnieders war es, die Kirche mit großen Glocken auszustatten. Gewarnt durch die  Geschehnisse im Ersten Weltkrieg - alle Bronzeglocken waren damals  beschlagnahmt und eingeschmolzen worden  und vor Augen die  kriegshetzerische Entwicklung unter dem NS-Regime, wurden im Frühjahr  1938 beim Bochumer Glockenbauverein drei Glocken in Stahl gekauft, die  dann am 26. Juni 1938 geweiht werden konnten. Zu Maria Himmelfahrt  läuteten die Glocken zum ersten Mal.

Aufgrund seiner  parteifeindlichen Position bereits verfolgt, bestand es berechtigte  Besorgnis um die Freiheit des Pfarrers. Bevor die Gestapo in Hamburg  eingreifen konnte, wurde Pastor Johannes Schnieders durch Bischof  Wilhelm Berning nach Haselünne ins Emsland versetzt. Am 30. November  1938 verließ er seine Gemeinde. Zum Abschiedsgottesdienst war die Kirche überfüllt. Der Aufbau der Gemeinde St. Paulus samt Kirche war sein  Lebenswerk und er konnte die Trennung von Billstedt nur schwer  verwinden. Nur knapp 4 Jahre wirkte er an der St. Vincent Gemeinde in  Haselünne. Er verstarb dort am 30. Juli 1942 im Alter von 54 Jahren.

Für die Katholiken Billstedts war es eine glückliche Fügung des Bischofs,  dem von 1923 bis 1930 in Schiffbek tätigen Vikar Heinrich Schulte die  Pfarrei St. Paulus zu übertragen. Ebenso wie Schnieders unerschrocken in seiner Haltung gegenüber den Nationalsozialisten, füührte er die  Gemeindearbeit nahtlos weiter.

Dann brach der Zweite Weltkrieg  herein. Die Thaddäus-Kapelle - der heutige Standort des Taufbeckens -  wurde zur Gedenkstätte umgestaltet, mit einem kleinen Kreuz für jeden  Gefallenen.

In den ersten Kriegsjahren blieb Billstedt von großen Luftangriffen verschont. Es gab hier und da kleinere Schäden.  Menschenopfer waren aber noch nicht zu beklagen. Auch an der Kirche ging der Bombenkrieg bis zum Jahre 1943 vorüber. Das kostbare Altargerät und die wertvollen Paramente waren schon Anfang des Krieges nach Hoisdorf  ausgelagert worden. Am 28. Juli 1943 erlitt die Kirche schwere  Bombenschäden. Die Umgebung der Kirche fiel in Schutt und Asche, doch  die Kirche stand. Der Gemeindesaal wurde schwer getroffen. Von dort  untergebrachten NS- Zwangsarbeitern wurden zwölf getötet. Die  offiziellen Stellen genehmigten keine würdige Bestattung. Doch Pfarrer  Schulte beerdigte die Opfer auf dem Pfarrgelände. Erst nach dem Krieg  konnten die Toten auf den Friedhof Öjendorf umgebettet werden.

Und weiter fielen die Bomben. In der Nacht vom 29. auf dem 30. Juli fiel  auch das Schulgebäude in der Heinrichstraße einem Angriff zum Opfer.  Unersetzliche Werke gingen verloren, unter anderem verbrannten die  Schulchronik, heimatkundliche Aufzeichnungen, Dokumente und  Bildmaterial.

Wenn auch das Ausmaß der Zerstörungen und die Zahl  der Opfer des Bombenterrors in Billstedt nicht so groß waren wie in  anderen Hamburger Stadtteilen, so wurden doch viele Gemeindemitglieder  obdachlos. Einige Familien konnten im Pfarrhaus Unterschlupf finden. Sie wohnten dort noch lange nach dem Krieg. Viele Billstedter wurden  evakuiert. Die Zurückgebliebenen rückten noch enger zusammen. Die  schwersten Schäden an der Kirche wurden in Eigenhilfe beseitigt, damit  wieder die heilige Messe gefeiert werden konnte. Die Sonntagsmessen  waren gut besucht, auch wenn die Gläubigen häufig bei Fliegeralarm  während der Messe den nahen Bunker (dort steht jetzt das EKZ) aufsuchen  mussten. So konnte sich manchmal die Feier der heiligen Messe über viele Stunden erstrecken.

Am 1. Oktober 1944 wurde die Kirche wieder  durch Sprengbomben stark beschädigt. Das Dach verschob sich, Türen und  Fenster wurden aus der Verankerung gerissen; in den Wänden entstanden  durch Sprengstücke klaffende Löcher. Noch lange nach dem Kriege waren  die Spuren der Zerstörungen zu erkennen.

In den letzten  Kriegsmonaten kam das Gemeindeleben fast zum Erliegen. Selbst Kinder und Greise hatten den Ruf zu den Waffen erhalten. Trotz Behinderung durch  viele Fliegeralarme wurden Werktags und Sonntagsmessen abgehalten.  Hamburg war zur Frontstadt geworden, einem Sammelbecken für  zurückflutende Soldaten, für Flüchtlinge aus dem Osten und für obdachlos gewordene NS-Zwangsarbeiter.

In seinen Aufzeichnungen schreibt  Pfarrer Schulte:
Heute am Sonntag, dem 22. April 1945, am Schutzfest des heiligen Josef vor 22 Jahren, feierte ich meinen ersten  Sonntagsgottesdienst als Vikar von Schiffbek in der alten Kirche. Nach  12 Jahren übertrug heute der Deutschlandsender wieder einen  Gottesdienst. Ja, in der Not lernt sogar der Teufel beten.

Der  sehr gut besuchte Gottesdienst zu Ostern 1945 konnte ohne Störungen  durch Luftangriffe gefeiert werden. Das Gebet der Gläubigen begleitete  jedoch das Gedröhn eines Trommelfeuers aus der Gegend von Lauenburg bei  den Kämpfen um den Elbübergang. Das Gerücht um die Kapitulation Hamburgs hatte sich bewahrheitet. Die Stadt wurde, dank der Einsichtigkeit der  verantwortlichen Führung, nicht zur Festung erklärt. Am 3. Mai 1945 war  ab 13.00 Uhr Ausgangssperre, es herrschte Totenstille und es regte sich  kein Leben. Die Engländer rückten in Hamburg ein. Abends wurde mit der  Hausgemeinschaft und mit Nachbarn, die über Schleichwege in die Kirche  kamen, die Herz-Jesu Andacht gefeiert. Der schreckliche Krieg war hier  vorüber.

Am Himmelfahrtstag, dem 10. Mai 1945, herrschte  festliche Stimmung in der überfüllten Kirche und das erste  Fronleichnamsfest nach dem Krieg, am 3. Juni 1945, war ein Bekenntnis  der Glaubenstreue der Billstedter, die auch unter den Nazis nie ihre  Treue zur Kirche verleugneten.

Wiederaufbau und  Wirtschaftswunder:

Im Mai 1945 konnten die Glocken unserer  St. Paulus-Kirche endlich das Ende des Krieges verkünden. Unsagbares  Leid war über alle Völker nicht nur Europas gekommen und auch in  Billstedt gab es viel Not und Ratlosigkeit. Konnte es in dem  Nachkriegschaos noch Hoffnung auf eine Zukunft geben? Voller  Gottvertrauen und mit seiner unbändigen Tatkraft ging Pfarrer Schulte  daran, seine Gemeinde aus einem Tal der Tränen zu führen und wieder  aufzubauen.

Im Juni 1945 wurde mit der Wiederherstellung der  Kirche begonnen.

Von der zerstörten Herz-Jesu-Kirche in Hamm  konnten Klinker gesammelt werden. Ein guter Freund der Gemeinde besorgte für die großen Kirchenfenster zwölf eiserne Rahmen, ein weiterer das  Glas. Auf die Billstedter Gemeinde war eben Verlass. Bald waren die  Schäden an der Kirche notdürftig behoben, so dass die Eucharistie wieder gefeiert werden konnte. Und doch, es sollte bis 1948 dauern, bis die  restlose Beseitigung der Schäden vermeldet werden konnte.

1947  konnte sich die Pfarrgemeinde einen langgehegten Wunsch erfüllen: den  Kauf einer Turmuhr. Die Kirche brauchte auch dringend eine Renovierung  der Innenräume, da 1945 und 1948 die Schäden nur provisorisch beseitigt  werden konnten. Zum Christ- Königsfest im Jahre 1950 erstrahlte die  Kirche in neuem Glanz.

Eine schwierige Aufgabe war schon immer  die Betreuung der Katholiken in dem damals noch flächenmäßig sehr weiten Seelsorgebezirk Billstedts mit den Ortschaften Oststeinbek, Havighorst, Glinde, Willinghusen, Stemwarde, Stellau, Stapelfeld, Braak, Langeloh,  Kronshorst, Großensee, Mellsdorf, Siek und Hoisdorf. Die Auswirkungen  des Krieges hatten viele Katholiken hierher verschlagen. Zur Entlastung  Billstedts wurde im September 1945 in Glinde eine Seelsorgestelle  eingerichtet, die von Kaplan Blaik betreut wurde. Sonntags feierte man  die Heilige Messe im staatlichen Kinderheim und werktags in der  Seelsorgestelle am Oher Weg. Die Zahl der Gläubigen im Gebiet Glinde  wuchs ständig. Im Jahre 1949 wurde dort die Arbeit an der Errichtung der dringend benötigten Kirche aufgenommen. Tag für Tag konnte man Kaplan  Blaik bei der Arbeit beim Bau finden. Am 18.12.1949 wurde die erste  Heilige Messe in der neuerbauten Glinder Kirche gefeiert. Die feierliche Konsekration durch Bischof Dr. Wilhelm Berning erfolgte am 3.7.1950.  Die Katholiken im Glinder Raum hatten nun ihre Kirche: Endlich Gemeinde, sie waren keine zerstreute Herde mehr.

Indessen wuchs die  Einwohnerzahl und damit auch die Zahl der Katholiken in Billstedt  ständig. So erfolgte am 1. Januar 1951 die zwangsläufige Aufteilung des  großen, bis dahin von der Pfarrei Billstedt betreuten Seelsorgebezirks.  Glinde wurde mit den Orten Oststeinbek, Havighorst, Willinghusen,  Stemwarde, Stellau, Kronshorst und Langeloh eine selbständige Gemeinde  (Kuratie). 20 Jahre später, am 1.10.1971, wurde Glinde zur Pfarrei  erhoben. Die Orte Braak und Stapelfeld kamen zur Kuratie Rahlstedt.  Großensee zur Pfarrei Bad Oldesloe und Holsdorf, Mellsdorf, Siek zu  Ahrensburg.

Die Billstedter waren schon immer eifrige  Mutter-Gottes-Verehrer. Groß war die Freude, als Bischof Kerkhoff von  Lüttich Billstedt eine Kopie der Statue der €žJungfrau der Armen von  Banneux“ schenkte. Am 20. Mai 1952 wurde die Statue im Pfarrgarten  aufgestellt und eingeweiht. Viele fromme Beter, auch Wallfahrer mit  Kummer und Sorge beladen und unzählige Menschen freudig und in  Dankbarkeit haben seitdem vor unserer Mutter Gottes gesprochen.

Mit dem Ende des Krieges und der Durchführung der Währungsreform im Juni  1948 waren die Probleme weder in Hamburg noch in Billstedt bewältigt.  Unvorstellbare 40 Millionen Tonnen Schutt hatten die Bombennächte im  Stadtgebiet hinterlassen. Die Trümmerbahn schaffte täglich 150 Tonnen  Schutt von der Burgstraße zur Öjendorfer Kuhle.

Die größte  Schwierigkeit bereitete die Wohnungsnot. Im Kriege waren viele  Ausgebombte in die Kleingärten Billstedts gezogen um hier Gartenlauben  zu Behelfsbleiben umzubauen. Dazu kamen noch die Flüchtlinge aus dem  Osten. Die Sanierung dieser Gebiete und die Beschaffung von Wohnraum  stellte die Kommunalverwaltung vor eine scheinbar schier unlösbare  Aufgabe, denn die Bevölkerungszahl wuchs in Billstedt ständig. Vom Mai  1939 bis zum März 1951 hatte sie sich von 38.589 auf 67.421 knapp  verdoppelt und sie sollte bis zu 1957 weiter auf
ca. 84.000  heranwachsen.

Die Industrieansiedlung in Billbrook und Billstedt  hatte einen wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung. Die rasch  wiederaufgebaute Industrie bot der ständig wachsenden Bevölkerung  Billstedts gleich nach der Kapitulation gesicherte Arbeitsplätze. Eine  herausragende Stellung nahm hier die Vereinigte Jute-Spinnerei und  Weberei ein, die seit über sieben Jahrzehnte der Hauptarbeitgeber in  Billstedt war. Nachdem die Entwicklungsländer Indien und Pakistan die  Verarbeitung des Rohmaterials selbst übernommen hatten, musste jedoch  die gute alte €žJute ihren Betrieb wegen Auftragsmangel im Jahre 1958  einstellen.

Die Bebauungspläne sahen in Billstedt nur ländliche  Bauweise vor. Bis in die fünfziger Jahre hinein wurden die alten  preußischen Gebiete Hamburgs beim Aufbau vernachlässigt, so dass nur  wenige große Wohnhäuser - so am Schiffbeker Weg  errichtet werden  konnten. Mit einem Wohnflächenanteil von nur 5,8 qm pro Einwohner hatte  Billstedt den niedrigsten Wohnflächen-Index Hamburgs. Und obwohl für  eine vierköpfige Familie durchschnittlich nur 23 qm Wohnraum zur  Verfügung standen, wurde Billstedt erst relativ spät zum  Schwerpunktgebiet des Hamburger Wiederaufbauprogramms erklärt. Erst  danach konnte die Bebauungsordnung endlich die notwendige Änderung  erfahren, welche großstädtische Bauplanung zuließ.

Das  Gemeindeleben zeichnete sich in der Betriebsamkeit des wirtschaftlichen  Aufschwungs eher durch Beständigkeit als durch eine Vielzahl von  Höhepunkten aus. Viele Menschen hatten das erste Mal in ihrem Leben die  Gelegenheit, persönlichen Wohlstand zu erlangen, der es ihnen  ermöglichte, gesichert in eine friedliche Zukunft zu blicken. So kann es nicht verwundern, dass sich in dieser Zeit das wesentliche Interesse  der Menschen auf die materielle Sicherung des Lebens richtete.

Grundlage des religiösen Lebens in der Gemeinde waren die Sonntags- und  Wochentagsmessen. Volksmissionen sollten die Seelsorge in der Diaspora  unterstützen. 1954 besuchten drei Franziskanerpatres mit einer fahrbaren Kapelle die Gemeinde und predigten den Menschen in den Wohnlagern in  Billbrook und Moorfleet. Die kirchlichen Hochfeste wurden in besonders  prachtvoller Weise begangen. Zum Fronleichnamsfest schmückten die  verschiedenen Vereinigungen vier Altäre auf dem Kirchen- und  Schulgelände. Ebenso feierlich wurde das Christkönigsfest gestaltet.  Eine Fülle von Kerzen und prächtige Blumenarrangements ließen die Kirche in festlichem Glanz erstrahlen. Dazu unterstrich ein großes  Messdieneraufgebot den feierlichen Charakter. Dank der väterlichen  Fürsorge des Fraters Johannes Weinrich entwickelte sich in diesen Jahren eine lebendige Messdienergruppe, die einen wichtigen Teil der  kirchlichen Jugendarbeit ausmachte.
Das ganze Leben in der Gemeinde  wurde in diesen Jahren von Pfarrer Schulte geprägt. Als 1952 das Dekanat Wandsbek von Altona abgekoppelt und neu begründet wurde, erhielt er das Amt des Dechanten, das er bis zu seinem Lebensende verwaltete. Ende  November 1959 wurde Dechant Schulte zum päpstlichen Geheimkämmerer  ernannt, und konnte fortan den Titel Prälat führen. Seine  achtunggebietende Persönlichkeit nimmt seit langem im geistigen Leben  Billstedts einen Ehrenplatz ein, hieß es im Billstedter Anzeiger  anlässlich seiner Ernennung zum Prälaten.

Doch die körperlichen  Kräfte Pastor Schultes waren durch die aufreibenden Kriegs- und  Nachkriegsjahre geschwächt. Nach mehrwöchigem Krankenhausaufenthalt  starb Prälat Heinrich Matthias Schulte am 4. März 1962 im  Marienkrankenhaus. Sein Tod traf die Gemeinde schwer. Unter  eindrucksvoller Anteilnahme der ganzen Gemeinde wurde Pastor Schulte auf dem Schiffbeker Friedhof beerdigt.

Zeit des Umbruchs und der  inneren Erneuerung:

Die Nachkriegsjahre waren für Billstedt  eine Zeit stürmischer Entwicklung. Mehr als
30 000 Neubauwohnungen  ließen die Einwohnerzahl von rund 63 000 im Jahre 1950 auf mehr als 110  000 Einwohner anwachsen. Aus der einst ländlichen Vorstadt wurde die  Großstadt an der Bille. Die vordem weiten Grünflächen Billstedts wurden  mehr und mehr von Hochhäusern durchzogen. Die rege Bautätigkeit war  Zeichen des wachsenden Wohlstandes und fand ihren letzten Ausdruck in  der Mammutsiedlung  Mümmelmannsberg.
Der schnellen Ausdehnung  Billstedts wurde durch den Anschluss an das U-Bahn-Netz im Jahre 1969  Rechnung getragen. Gleichzeitig begann die schrittweise Umgestaltung des gesamten Ortskerns von Billstedt mit dem Bau der Betonburgen von  Ortsamt, Einkaufszentrum, Post und Ärztehaus. Fast hat man den Eindruck, dass unsere Kirche von allen Seiten zugemauert wird. Andererseits wird  jetzt erst deutlich, mit welch glücklicher Hand unsere Vorfahren den  Platz für den Kirchenbau auswählten:
die St. Paulus Kirche, einst  €žauf der grünen Wiese zwischen Schiffbek, Kirchsteinbek und Öjendorf,  steht nunmehr mitten im Ortskern von Billstedt.

Es sind auch  Jahre großer Unruhe in Gesellschaft und Kirche, gekennzeichnet von dem  radikalen Abbau von Autoritäten, Traditionen und Wertüberzeugungen. Die  weithin sichtbare Entfremdung der Jugend und weiter Kreise der  Gesellschaft von Kirche und Religion haben sich für die Kirche zu einer  ernsten Herausforderung herauskristallisiert.

Die Kirche hat die  Herausforderung angenommen. Auf dem 2. Vatikanischen Konzil versuchte  sie in einer bisher nicht gekannten Offenheit, die Fragen der Menschen  aufzunehmen und den Glauben der Kirche in der Sprache unserer Zeit  aufzuzeigen. Die herausragenden Dokumente dieser Kirchenversammlung  bestimmten auch nachhaltig das Leben unserer Gemeinde in den sechziger  und siebziger Jahren: die Reform der Liturgie - die Betonung des  Laienapostolats - die Verantwortung der Kirche für die Welt von heute.

Am 1. Juli 1962 übernahm Pastor Josef Rehme die Pfarrei Billstedt. Er  stammt, wie sein Vorgänger Pastor Schulte, aus dem Osnabrücker Land. Die raue Luft der Hamburger Diaspora war ihm bereits vertraut, da er von  1954-1958 das Jugendseelsorgeamt in Hamburg geleitet hatte.

Als  auffallendstes Merkmal begann nun für die Gemeinde eine Zeit reger  Bautätigkeit, die von der unermüdlichen Einsatzbereitschaft ihres  Pastors, dem zupackenden Mittun und der nie versiegenden  Spendefreudigkeit der Gemeindemitglieder getragen wurde. Es verging kaum ein Jahr, in dem nicht eine neue Aufgabe, ein neues Werk mit viel Mut  und Gottvertrauen begonnen und vollendet werden konnte.

1963  mussten das Dach der Kirche und die Holzdecke nach starker Zerstörung  erneuert werden. Noch im gleichen Jahr wurde der Vorraum der Kirche  erweitert. Taufkapelle und Seitenkapelle erhielten farbige Beton-  Glasfenster.

Wichtigstes Anliegen der Neugestaltung unserer  Kirche war die Durchführung der Liturgiereform, die eine lebendigere  Mitfeier der Eucharistie ermöglichen sollte. Die liturgische Erneuerung, die u. a. Latein durch die deutsche Sprache ersetzte, die Handkommunion der Gläubigen einführte und den Priester zum Volk hin zelebrieren ließ, machte 1969 die Umgestaltung des Altarraumes erforderlich. Der Altar  wurde nach vorn gerückt, der Tabernakel erhielt einen eigenen Platz an  der rechten Seite, die schlichte, würdige Gestaltung des Chorraumes  entsprach dem gewandelten Frömmigkeitsempfinden der Gläubigen. Für viele bedeutete die Umgestaltung des Gotteshauses und die neue Liturgie ein  Abschiednehmen von Gewohntem und Liebgewordenem. Aber insgesamt hat die  Gemeinde die Liturgiereform doch mit großer Bereitschaft aufgenommen und zu einer aktiven Mitfeier der Gemeindegottesdienste gefunden.

Eine umfassende Renovierung erhielt die Kirche im Jubiläumsjahr 1979.  Sicherlich zählt die St. Paulus Kirche in ihrer klaren Formgebung und  stilvollen Ausgestaltung zu einer der schönsten katholischen Kirchbauten in Hamburg. Ein weiteres wichtiges Bauvorhaben war 1968 die Erweiterung der Gemeinderäume und die Errichtung eines großen Gemeindesaales - eine unerlässliche Voraussetzung für das Gemeinschaftsleben der Gruppen und  das Zusammenkommen der Pfarrgemeinde zu Fest und Feier.

Wie sehr  die Sorge um die Senioren im Gemeindeleben verankert ist, davon zeugt  neben den regelmäßigen Seniorentagen vor allem das Marie-Hägemann-Haus,  ein modernes Altenwohnheim der Gemeinde am Schiffbeker Weg, das im  Februar 1972 durch den Bischofsvikar Weihbischof Johannes von Rudloff  feierlich eingesegnet wurde. Von den Baukosten in Höhe von 1,5 Millionen DM hat die Pfarrgemeinde 188 000 DM aus eigenen Mitteln aufgebracht.  Das Senioren-Wohnheim mit seinen 25 Wohnungen wurde bewusst in das  Ostzentrum Billstedts hineingebaut, um die Älteren Menschen nicht  irgendwo an den Stadtrand zu verbannen, sondern ihnen dort Wohnrecht zu  gewähren, wo auch bisher der Mittelpunkt ihrer Lebensbeziehungen war.

Als das Altenwohnheim seiner Bestimmung übergeben wurde, war bereits eine  neue kirchliche Baugrube ausgehoben und der Grundstein für das neue  Kindertagesheim am Öjendorfer Weg gelegt. Das von den Hamburger  Architekten Bunsmann und Scharf als €žKinderburg entworfene Gebäude  konnte bereits Anfang 1973 eingeweiht werden und bietet 125 Kindern  Platz und Geborgenheit für eine sinnvolle frühpädagogische Erziehung.

Kindertagesheim, Vorschulklassen und die katholische Schule am Öjendorfer Weg bilden  nunmehr ein umfassendes Bildungs- und Erziehungsangebot für die  katholischen Familien in unserer Gemeinde. Auch dieses Kindertagesheim  ist ein beredtes Zeugnis für das beispielhafte soziale Engagement der  Billstedter Gemeinde. Von Anfang an hat die Gemeinde den Bau des Heimes  als ihr Unternehmen angesehen und mit großer Opferbereitschaft  mitfinanziert, und sie leistet jährlich durch ihr Spendenaufkommen einen erheblichen Beitrag zu den laufenden Unterhaltskosten des Heimes.

1968 wurde die Schule durch die Angliederung eines Realschulzweiges  ausgeweitet. Seit 1971 werden die Kleinen in zwei Vorschulklassen auf  den €žErnst des Lebens vorbereitet, indem sie durch spielendes und  soziales Lernen gezielt gefördert und zur Schulreife geführt werden. Als Mittelpunktschule im Osten Hamburgs mit annähernd 600 Schülern gehört  neben Billstedt auch Horn, Glinde, Lohbrügge und Bergedorf zum großen  Einzugsbereich der Schule.

Die vielfältigen Aufgaben einer  Pfarrgemeinde können von den Pfarrgeistlichen nicht allein bewältigt  werden. Sie brauchen die Vielfalt der Gaben und Dienste, die alle  Gläubigen in das Leben einer Gemeinde einbringen. Darum hat das Konzil  in besonderer Weise das allgemeine Priestertum aller Gläubigen  hervorgehoben und die Laien in die Mitverantwortung für die Kirche  hineingerufen. Sicher gab es das Laienapostolat auch schon vor dem  Konzil. Aber dass die Laien zu einem verstärkten Selbstbewusstsein  erwachen und demokratisch gewählte Laiengremien die Geschicke einer  Pfarrgemeinde verantwortlich mitbestimmen, war doch für viele ein  ungewohntes, neues Bild von der Kirche.

1969 wurde der erste  Pfarrgemeinderat unter 29 Kandidaten gewählt. Heute gehört der  Pfarrgemeinderat ebenso wie der Kirchenvorstand zu den  selbstverständlichen Institutionen der Kirche, der die vielfältigen  Aktivitäten unserer Gemeinde verantwortlich mitbestimmt und  mitgestaltet.

Neben der Arbeit in den Gremien sammelten sich  engagierte Gemeindemitglieder in Gruppen und Gesprächskreisen, um sich  mit dem gewandelten Verständnis von Glaube und Kirche ernsthaft  auseinander zu setzen. Hier ist vor allem die Arbeit der Kolpingsfamilie zu nennen, der Gesprächskreis junger Erwachsener und die Arbeit des  Theologischen Seminars, das über zwei Jahre regelmäßig etwa 40  Teilnehmer zusammenführte. Gerade dieses Theologische Seminar macht die  Zeit des Umbruchs deutlich. Denn es fand in der Gemeinde eine  zwiespältige Aufnahme: Während es für die einen wegen seiner  Infragestellung und Kritik des herkömmlichen Glaubens am Ende zu einem  Ärgernis wurde, war es für die anderen eine Chance, als mündiger und  somit fragender und kritischer Christ ernstgenommen zu werden. Wie sehr  politische Entscheidungen unmittelbar auch das Leben einer Pfarrgemeinde betreffen, wurde erneut deutlich, als nach Abschluss der Ostverträge  eine große Zahl deutsch stämmiger Aussiedler aus Polen und anderen  Ostblockländern in Billstedt eine neue Heimat fand.

Die  Begegnung mit diesen neuen Gemeindemitgliedern erinnert in vielem an die Anfänge der Billstedter Gemeinde, als es darum ging, Menschen aus einem anderen Kulturkreis und mit einem unterschiedlichen Verständnis von  Kirche und Gemeinde in einer Diasporagemeinde neue Heimat und  Geborgenheit zu geben. So gilt die besondere Seelsorge der Wohnanlage  Billbrookdeich, in der die Aussiedler nach ihrer Ankunft in Hamburg  vorübergehend untergebracht und betreut werden. In Gruppenarbeit,  Freizeiten und Pfarrfesten versucht die Gemeinde, Kontakte anzubieten  und den Weg in den aktiven Kreis der Gemeinde zu erleichtern. Hier muss  sich unsere Gemeinde als eine offene Gemeinschaft zeigen, damit die  Aussiedler und andere Hinzuziehende sich recht bald als Brüder und  Schwestern angenommen fühlen können.
Die Verantwortung der Gemeinde  für die Anliegen der Weltkirche und die Welthungerhilfe wird alljährlich bei den großen Kollekten für die Aktion ADVENIAT und MISEREOR offenbar. Der Verkauf selbstgebackenen Kuchens während der Faschingszeit, das  Eintopfessen am Weltmissionssonntag und der Weihnachtsbasar mit selbst  gebastelten Gegenständen aller Art dient der Unterstützung unserer  Patengemeinde Mato Grosso in Brasilien. Der Gewinn aus dem Verkauf von  Weihnachtsbäumen, den die Jugend organisiert, kommt schon seit mehreren  Jahren den Weißen Brüdern in Burkina Faso (ehem.. Obervolta) zugute.

Wir leben in einer Zeit des fortwährenden Umbruchs, die unsere  Glaubenskraft auf eine ernste Probe stellt, denn die Kehrseite des  wachsenden Wohlstandes ist seit Jahren eine zunehmende materialistische  Grundeinstellung der Gesellschaft. Leben ist identisch mit  Geldverdienen, Vorwärtskommen, Erwerb von materiellen Statussymbolen und Konsum von immer mehr und immer kostspieligeren Gütern geworden. Das  Materielle ist an die Stelle des Seelischen getreten. Der Verlust an  religiöser Bindung und kirchlichem Engagement hat auch unsere Gemeinde  sichtbar betroffen und dokumentiert sich in schwindendem  Gottesdienstbesuch und mangelnder Bereitschaft für die aktive Mitarbeit  in Gruppen und Vereinen.

Eine ernste Probe, die für uns zugleich aber auch die Chance für einen neuen Aufbruch ist. Wir dürfen - auf dem Fundament einer reichen und verpflichtenden Tradition - unseren Weg  mutig weitergehen. Denn wir haben das Wort des Herrn: €žSeht, ich bin  bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt!